Ankerpunkte

30. Januar 2022

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Wir leben in unruhigen Zeiten. Ich denke das kann man so sagen. Oder zumindest empfinde ich es so. Um durch die raue See zu kommen brauchst es für mich ein paar fixe Punkte in meinem Leben, an denen ich meinen Anker auswerfen und mich treiben lassen kann. Welche es sind, und wie ich darüber denke zeige ich euch in diesem Beitrag. Der erste Schritt ist immer: RAUS IN DIE NATUR!

Ausstieg

Neulich las ich ein Zitat dessen Verfasser ich leider nicht herausfinden konnte, es lautet:

Manchmal sollte man weder mit noch gegen den Strom schwimmen, sondern einfach mal aus dem Fluss klettern, sich ans Ufer setzen und eine Pause machen.

So hab ich es dann auch gemacht. Social Media Konsum reduziert, d.h. weniger lustige Filmchen verschickt, weniger Chats begonnen, und einfach mal gewartet, wer mit mir in die Kommunikation geht, ohne dass ich es angestoßen habe. Wie erwartet waren es wenige Personen, die üblichen Verdächtigen eben. Das gab und gibt mir mehr Zeit für meine eigenen Gedanken und meine Projekte die ich für dieses Jahr plane. Bei einem meiner Spaziergänge, bei denen ich meist was zu lesen und Schreibzeug dabei habe, bekam ein Zitat von Thich Nhat Hanh (buddhistischer Mönch und Schriftsteller, leider vor wenigen Tagen verstorben) meine volle Aufmerksamkeit.

Meinst du, du könntest den Sonnenschein von der grüner Farbe der Blätter  trennen? Ebensowenig kannst du das beobachtende Selbst trennen von dem beobachteten Selbst.

Thich Nhat Hanh war unter anderem der "Erfinder" des Interbeeings, also die Lehre, dass alles auf dieser Erde miteinander verwoben ist. Er lehrte dass Begriffe wie Achtsamkeit, Ökologie und Ethik wichtig für das menschliche Leben sind. Durch ihn habe ich die Meditationsform der "Schreitmeditation" kennen gelernt. Das ist einer meiner ersten Fixpunkte, Meditation, die Kunst sich Gedanken zu machen ohne sich Gedanken zu machen. Unten seht ihr einen passenden "Gedanken-mach-Platz"

Bäume, Bäume, Bäume

Es muss wohl meine Passion sein, vielleicht sogar meine Obsession, aber an beeindruckenden Bäumen komme ich einfach nicht vorbei. Sie sind meine Fixpunkte seit ich denken kann. Beispiele gefällig?

Neben der Faszination von großen, mächtigen Bäumen begeistert mich immer die unglaubliche Formenvielfalt und der absolute Überlebenswille dieser Pflanzen. Unten ein Stockausschlag der es mir angetan hat.

Ohne Liebe ist alles nichts

Dieser Satz, ein Teil des Hoheliedes in der Bibel, muss eigentlich nicht erklärt werden. Liebe zu meiner Frau und meinen Kindern ist das Wichtigste in meinem Leben. Und danach kommt die Liebe zur Natur, zu Kunst und Musik, zu meinem Job, und so weiter. Es kommt immer darauf an ob man es mit Liebe macht oder einfach nur macht damit es gemacht ist. Liebe braucht Zeit und Gelegenheit. Wenn es mit Liebe gemacht ist, oder die Liebe gefühlt wird, dann wird es gut.

Wenn unsere Achtsamkeit diejenigen einschließt, die wir lieben, blühen sie wie Blumen auf. (Thich Nhat Hanh)

Auch dazu gibt es ein Bild mit Bäumen, ich nenne es "die Liebenden".

"Der steht auf die ganzen schrecklichen, stechenden Viecher"

Yep, thats me. Insekten sind für mich weder schrecklich noch eklig. Egal, ob Honigbienen, Wildbienen, Hornissen, Wespen usw. Ok, Stechmücken mag ich auch nicht. Was mich an Insekten fasziniert ist die Tatsache dass sie in den unterschiedlichsten Formen und Farben vorkommen. Von Fleischfressern bis Veganern ist alles dabei. Viele leben in sozialen oder eusozialen Gesellschaften. Manche sind totale Einzelkämpfer, manche leben alleine aber in Kolonien. Als ich gestern die Nistkästen an einer Streuobstwiese kontrollierte habe ich ein letztjähriges Hornissennest gefunden. Der Specht hat es bereits zerlegt um an die verbliebenen Reste zu kommen. Das seht ihr auf dem nächsten Bild. In einem anderen Nistkasten habe ich eine Filialbildung des Nestes gefunden, das wurde angelegt weil der ursprüngliche Kasten zu klein für das Volk wurde. Damit die Aufzucht der Jungköniginnen zu einem positiven Abschluß kommt.

Entlang des Jägers Pfad

Ein Fixpunkt oder Ankerpunkt für mich ist die Jagd. Es gibt Menschen die das nicht verstehen können oder wollen. Da kommen dann Sätze wie: "wie kann ein naturliebender Mensch Tiere töten?", "tun dir die Tiere nicht leid?" usw. Als ich mit dem Jagen begonnen habe hätte ich die erste Frage mit einem trotzigen oder überzeugten "weil ich es kann!" beantwortet. Mittlerweile weiß ich aber, dass diese Fragen eine ausführlichere Beantwortung brauchen. Für mich steht das Naturerleben im Vordergrund. Zumeist gehe ich morgens oder abends zur Jagd. Der anbrechende Tag oder die anbrechende Nacht hat immer etwas total faszinierendes an sich. So nah dran bin ich sonst nicht. Alle Tage aber auch jede Jahreszeit haben ihren besonderen Reiz. Die Laute der Tiere, die Geräusche des Windes, der Geruch der Bäume und anderer Pflanzen sind einfach hochinteressant. Immer wenn ich in der Natur unterwegs bin fühle ich mich lebendig, aber auf der Jagd ganz besonders. Ab und an kann ich auch noch ein äußerst schmackhaftes und gesundes Nahrungsmittel erbeuten. Herz was begehrst du mehr? Dennoch bleibt die Achtung vor der Natur und im speziellen vor den Wildtieren nie aussen vor. Die Achtsamkeit ist gerade bei einem so sensiblen Thema extrem wichtig.

Wenn wir wirklich lebendig sind, ist alles, was wir tun oder spüren, ein Wunder. Achtsamkeit zu üben bedeutet, zum Leben im gegenwärtigen Augenblick zurückzukehren. (Thich Nhat Hanh)

Die nächsten Bilder habe ich auf dem Weg zum Hochsitz fotografiert.

Oben Stechpalme mit einem Frostrand, unten Spinnennetz mit "Zuckerguss"

Rehlager, hier hatten zwei Rehe ihre Schlaflager, sie liegen oberhalb der Böschungskante, sie können auf den untenliegenden Weg schauen, aber von unten sieht man nichts.

Music was my first love

Schon immer war die Musik ein sehr wichtiges Thema, früher mit Plattenspieler und Kassettenrecorder, später dann als stolzer Besitzer eines walkman. Je nach Stimmung kann sie beruhigen oder anregend sein. In der Natur höre ich allerdings keine Musik, sonst bekomme ich zu wenig mit was um mich herum passiert. Heutzutage konsumiert man die Musik oft über streamingdienste. Auch ich habe seit ein paar Jahren so etwas, und verwalte mehrere "playlists". Auf meiner Liste die ich am meisten höre habe ich mir die letzten drei Titel angeschaut. Die Titel lauten: friendships, unstoppable und Io si, zu deutsch: Freundschaften, nicht zu stoppen ,ich schon. Dies ist ein weiterer Ankerpunkt in meinem Leben. Der letzte Titel "Io si" von Laura Pausini beschreibt mein Verhältnis zu Freundschaften ganz gut, einfach mal googeln.

Damit schließe ich mit einem letzten Zitat von Thich Nhat Hanh:

Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst