Gehe in den Wald und treffe interessante ........

3. Juni 2021

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Letztes Wochenende war ich mit meinem buddy für ein paar Stunden im Wald um ein Planungs- und Motivationsprojekt zu besprechen. Zunächst suchten wir Orchideen und andere schöne Pflanzen, um uns dann in einem vorwiegend mit Eichen bestockten Waldteil hinzusetzen um alles genau in Ruhe zu besprechen. Auf einmal sagte mein buddy "schau mal wir werden beobachtet". Und richtig es ist ein Gesicht zu erkennen auf dem Eingangsbild, erinnert fast ein wenig an den Schrei von Edvard Munch. Solche Erkenntnisse kann man aber nur draußen gewinnen, deshalb RAUS IN DIE NATUR!

Frühsommer

Sicherlich habt ihr euch Gedanken gemacht was das obige Bild mit der phänologischen Jahreszeit "Frühsommer" zu tun hat. Eigentlich nichts und doch wieder sehr vieles. Bevor es zu kryptisch wird, hier meine kurze Auflösung. Der Frühsommer beginnt mit dem Blütenbeginn des Holunders, der auch als heiliger Baum gilt. Dazu mehr in einem folgenden Beitrag. Das Foto zeigt den Hohlohsee auf dem Kaltenbronn. Dieses Hochmoor liegt auf knapp 1000m über Normalhöhennull (NHN), umfasst ca 36 ha und beinhaltet den großen und den kleinen Hohlohsee mit zusammen knapp 3 ha Größe. Entstanden sind die Hochmoore des Nordschwarzwaldes am Ende der letzten Eiszeit, also vor ca. 10.000 Jahren. Als Naturschutzgebiet ist es seit 1940 ausgewiesen. Durch das Abtauen mächtiger Eisplatten entstanden senken in denen sich das Schmezlwasser sammelte.Da das Wasser nicht ablaufen konnte, die Vegetation auf dem anstehenden Buntsandstein dennoch üppig gedieh und dazu noch die am Kaltenbronn vorherrschenden hohen Niederschläge hinzukamen, zersetzten sich die abgestorbenen Pflanzenreste nicht vollständig. Es entwickelte sich eine Torfschicht, die über die Jahre immer mächtiger wurde. Das relativ saure Wasser begünstigte Pflanzen wie das Wollgras, Sonnentau und vor allem das Torfmoos (Sphagnum-Arten. Diese Torfschicht ist ca 8m stark, sie wächst jedes Jahr um ca 1mm.

Der Zusammenhang von Moor zu Phänologie ist folgender: Anhand von Pollenuntersuchungen kann man feststellen welche Pflanzen zu welcher Zeit in der Region geblüht haben. Diese Wissenschaft der Pollenanalyse nennt sich Palynologie. Sie konnte nachweisen, dass die ersten Bäume nach der Eiszeit bei uns im Nordschwarzwald grob gesagt Birken und Kiefern wuchsen, später kamen Eichen und Rotbuchen dazu. Dazu finde ich folgendes orientalisches Sprichwort irgendwie passend: 

Tief im Meer liegen unermessliche Schätze verborgen, Sicherheit und Garantien bekommt man am Ufer

Was liegt denn da?

Hm, schwierige Frage? Nein, ganz einfach zu beantworten. Es sind die Knospenhüllen eines Berg-Ahorns (Acer pseudoplatanus), zu deutsch "Ahorn dessen Blätter wie eine Platane aussehen, oder die der Platane ähneln). Sie sind immer im Frühjahr auf den Wegen und Waldböden zu finden. Die Knospen entfalten sich und die schützende Knospenhülle fällt dabei ab. Die Hüllen sind sehr dünn und doch schützen sie die darunter liegenden Knospen über den Winter.

Eichensämlinge wachsen hier wie die Haare auf dem Hund. Spannend wäre es zu erkunden wie viele tatsächlich eine große, stattliche Eiche werden.

An dieser Rotfichte (Picea abies, also tannenartige Fichte (Abies die Tanne), von manchen Leuten auch Rottanne bezeichnet, kann man gut erkennen dass sie ihrem Namen bald alle Ehren machen wird. Durch massiven Borkenkäferbefall steht sie unter Dauerstress, das warme Klima gibt ihr den Rest. Sie wird in den nächsten Tagen rot werden an den Nadeln, das heisst, sie stirbt ab. Ähnlich könnte es dem Bäumchen auf dem nächsten Bild ergehen.

Ja wer macht denn so was, solche Naturfrevler! Der Täter ist bekannt, es handelt sich um einen Rehbock der sich das Gehörn (eigentlich ist es ein Geweih) an dem Bäumchen gerieben hat. Damit schabt er die jetzt abgestorbene Basthaut von seinem Gehörn und außerdem markiert er mit Duftdrüsen an der Basis der Geweihstange sein Revier.

Da ist man mit einem Freund an einer größeren Menge Brennholz um sie zu spalten und findet dann die posierlichen Tierchen in einem alten Holzstück. Und schon geht das Fachsimpeln los - wir haben uns auf Bockkäfer-Larven einigen können. Das es Bockkäfer sein müssen war schnell klar, nur welche Art, das wird noch zu klären sein.

Bist du im Recht, kannst du dir leisten, Ruhe zu bewahren. Bist du im Unrecht, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren (Mahatma "großer Geist" Gandhi)

Faulheit zahlt sich aus !?

Eigentlich wollte ich den alten Kirschbaum-Stumpf, der an einem meiner Bienenstände so vor sich hin modert, schon lange  absägen. Bis jetzt war mir aber der Aufwand zu viel, oder ich habe es schlicht immer vergessen. Als ich dann gestern nach den Bienen geschaut habe ist mir die junge Dame natürlich sofort ins Auge gefallen. So lange Beine und auch sonst ein so ansprechender Körper, da konnte ich einfach nicht wegschauen. Was zählen schon innere Werte wenn die äußeren so ins Auge springen. Gut, das war jetzt aus der Sicht eines Hirschkäfers gesprochen. Dennoch, ein so schönes Exemplar sieht man nicht alle Tage. Natürlich habe ich den Fund sofort an die LUBW gemeldet, falls ihr einen Hirschkäfer oder ein dazu passendes Weibchen findet, solltet ihr das auch tun. www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/meldeplattformen/hirschkäfer

Alle Geheimnisse liegen in vollkommener Offenheit vor uns. Nur wir stufen uns gegen sie ab, vom Stein bis zum Seher. Es gibt kein Geheimniss an sich, es gibt nur Uneingeweihte aller Grade. (Christian Morgenstern)