14. Juni 2020
Eine kleine, aber feine Tour machten wir am Freitag bei bestem Wanderwetter. Dabei haben wir so manch schönen Ausblick auf unseren Nordschwarzwald werfen können. Natürlich auch fleißig Fotos gemacht. Was wir alles erlebt haben lest ihr in diesem Beitrag.
Für mich war diese kleine Wanderung ein absolutes Heimspiel. Der Wald oberhalb von Hilpertsau war mein Streifgebiet bis ich vor über 20 Jahren dann nach Kuppenheim zog. Und genau so lange bin ich diese Strecke auch nicht mehr gegangen. Unsere Tour starteten wir am S-Bahnhof Hilpertsau. Durch die Streuobstwiesen ging es hoch in den Wald. Die Temperaturen waren sehr angenehm und die Sonne lachte. Durch die Gewanne Hengstberg und Gärtel kamen wir schließlich durch einen kleinen Hohlweg direkt in den Wald. Es war mir eine Freude durch diesen schönen Mischwald zu wandern. Neben Buchen und Eichen waren dort Kiefern, Esskastanien und Tannen zu entdecken. Waldbaulich sehr interessant. Aber auch einfach schön anzusehen wie es alle Altersstufen und Baumarten auf der Fläche gibt. Hier sieht man, dass die derzeitige Förstergeneration doch einiges anders macht bzw. machen kann.

Das nächste Bild zeigt eine forstliche Anlage aus früherer Zeit die man häufig im Murgtal sehen kann, die aber mittlerweile keine direkte Funktion mehr hat. Es handelt sich um eine Laderampe über die zu frühreren Zeiten Holz auf die Wägen oder Schlitten geladen wurden. Es wurde von oberhalb der Rampe gefällt und dann zusammengerückt, damals alles absolute Handarbeit. War das Holz auf der Rampe konnte es gut verladen werden. Seit es Forstschlepper mit Seilwinden und Rückezangen gibt und auch die LKW alle mit Ladekränen ausgestattet sind wird eine Rampe nicht mehr benötigt.

Familienerinnerungen
Wir kamen an einer Stelle im Wald vorbei die ich anders in Erinnerung hatte. Es handelt sich um eine Waldwiese die mein Großvater vom Forst gepachtet hatte um es zur Gras- und Heuernte zu nutzen. Immerhin eine Fläche von ca 1 bis 1,5 Hektar. Was schon eine große Fläche ist wenn man bedenkt dass alles in Handarbeit gemacht wurde und auch der Abtransport mit Handkarren bewältigt wurde. Die Entfernung zum Haus war vom obersten Punkt ungefähr 3 km weit. Heute wächst das Tal leider mit Farn und Bäumen zu, das Gras wird halt nicht mehr gebraucht.

Nach ca 3 km haben wir eine kurze Pause eingelegt. Dazu bietet sich die Rehackerbrunnenhütte geradezu an. Wir saßen auf der Bank, links von uns das Plätschern des kleinen Brunnens über uns das Brummen in den Linden die da oben stehen. Die Lindenblüte war in vollem Gange und das ließen sich die Insekten, allen voran die Honigbienen nicht zweimal sagen. Einfach hier zu sitzen und den Geräuschen zu lauschen war schon sehr beeindruckend. Obwohl das Wort "Geräusch" hier eigentlich fehl am Platz ist. Ich hätte hier stundenlang sitzen bleiben können.

Wahrnehmen
Man sieht oft etwas hundertmal, tausendmal,
ehe man es zum allererstenmal wirklich wahrnimmt. (Christian Morgenstern)
Erster Felsen
Wir gingen dann doch weiter. Nach knapp 3 km waren wir an unserem ersten Felsen angekommen. Der Lautenfelsen. Oben kann man auf einer Bank sitzen und weit ins Murgtal und Rheintal schauen. Bei guter Fernsicht sind Vogesen und Pfälzer Wald zu erkennen. Seit 1991 ist dieser Felsen (Gestein Forbach-Granit) mit angrenzender Fläche Naturschutzgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten. Eine Rast bei schönem Wetter mit solch einem Ausblick- was willst du mehr? Und ein Gipfelkreuz gibt es auch.


Es ist schon faszinierend was Pflanzen tun um am Leben zu bleiben. Das nächste Bild zeigt so ein Exemplar. Wie es sich in dieser Felsritze festklammert. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Beeindruckend.

Zweiter und dritter Felsen
Weiter ging die Tour nun relativ steil bergauf um dann aber wieder gemächlicher zu steigen. Wir erreichten das Gebiet "Rockertkopf" und wanderten zum Dachsstein. Von diesem Felsen kann man Richtung Reichental und mittleres Murgtal schauen. Wir gingen einen schönen Pfad um dann den Rockertfelsen zu erreichen. Hier saß ich oft während meiner Kindheit und auch noch als junger Erwachsener auf dem Felsen. Atemberaubend schön finde ich es auch heute noch. Mein Blick und auch meine Gedanken konnten schweifen. Damals wie heute. Heute zu anderen Themen als damals.
Rings um uns
Hier der Vogel, dort der Baum -
wie wir neben ihnen leben!
Wohl, verstehn´ uns selber kaum,
doch was mag sich dort begeben!
Wie viel Leben uns umflutet,
unaufhörlich, ausgegossen!
Wie viel Seele, nur vermutet,
nur gefühlt, doch nie erschlossen! (Christian Morgenstern)

Hier, zwischen reifen Heidelbeeren und Ameisen die was dagegen hatten dass ich hier sitze, fühlte ich mich sehr wohl. Ich glaube, mehr Entschleunigung geht nicht. Obwohl wir lange nicht an die Höhen in den Alpen herankommen leben wir doch in einer sehr schönen Gegend. Oft wissen wir es schlicht nicht. Oder haben es vergessen. Vielleicht weil es immer größer,schnelle und weiter sein muss. Aber ganz ehrlich - muss das wirklich sein?
Wer die Heimatberge nicht liebt, kann auch fremde Täler nicht lieben (georgisches Sprichwort)
Zu den beiden folgenden Bildern gibt es von mir keine Beschreibung oder Erklärung. Finde ich nicht nötig. Lasst es einfach auf euch wirken. Naturschönheiten, man muss nur offen sein.


Die letzte Rast machten wir in der Elsbeth-Hütte. 

Bei so einem Ausblick schmeckt das Brot nochmal so gut. Blick durch das nördliche Murgtal ins Rheintal. Gut gestärkt wanderten wir die restliche Strecke zu unserem Ausgangspunkt zurück. Es waren ca 12,5 km, bei knapp 700 Höhenmetern rauf und auch wieder runter. Reine Gehzeit waren ungefähr gute 3 Stunden. Durch meine "Meditationen" dauerte die Wanderung ein klein wenig länger. Aber das musste einfach sein. Und es hat sich keiner meiner Begleiter beschwert. Alle haben festgestellt, dass es nicht immer nur um möglichst viele Kilometer in möglichst kurzer Zeit geht. Einlassen auf das was man sieht, hört, riecht usw. Apropos riechen. In den Beständen in denen Douglasien stehen waren sehr deutlich und sehr angenehm die Düfte der Bäume zu riechen. "Fast wie im Urlaub"
Erster Schwarzwald-Guide-Tag
Am nächsten Samstag, 20.06.2020 bieten meine Schwarzwald-Guide-Kollegen und ich im Murgtal und im Albtal den ersten Schwarzwald-Guide-Tag an. D.h. jeder von uns sechs Guides bietet jeweils eine Tour an. Wir freuen uns wenn möglichst viele Menschen dieses Angebot nutzen. Die Teilnahmegebühren gehen als Spende an eine soziale Einrichtung. Mehr dazu auf meinem letzten Blog-Beitrag. In diesem Sinne:
RAUS IN DIE NATUR