Ein ganz normaler Morgen im Mai

1. Mai 2021

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Wenn morgens der Wecker klingelt und die Anzeige 4.00 Uhr vermeldet kann das nur eines bedeuten, die Jagdzeit geht wohl wieder los. Erstaunlich wie schnell die Monate vergangen sind, gerade war noch Ende Januar und schon ist wieder der 1. Mai. Also dann, die Ausrüstung gepackt und ab ins Auto damit. Und es geht los: RAUS IN DIE NATUR!

Morgens, wenn die Natur erwacht

Vielleicht sollte ich besser schreiben, nachts wenn alles schläft. Das stimmt aber nicht so ganz, als ich aus dem Auto aussteige empfängt mich zwar die Nacht, aber sie ist nicht so "Kuh-Ranze-Nacht" wie viele erwarten. "Kuh-Ranze-Nacht" bedeutet übersetzt: es ist dunkel wie im Bauch von einer Kuh. Es gibt noch eine andere Übersetzung aber die kann ich hier nicht schreiben. Obwohl mir diese andere eigentlich besser gefällt. - So richtig dunkel ist es dennoch nur ganz selten draußen. Ob es am Restlicht aus den umliegenden Ortschaften liegt vermag ich nicht zu sagen, vermute es aber. Von Schlaf war keine Rede, die Vögel hatten wohl auch schon bemerkt dass es demnächst hell werden wird und boten mir ein Konzert vom Feinsten. Gut, bei 3 Grad kuschelt man sich noch mal ein wenig mehr in seinen Thermo-Ansitzsack, und lauscht den tollen Gesangsdarbietungen der Vögel. Zuerst hörte ich den Waldkauz rufen, danach Amsel, Zaunkönig, Zilpzalp, beide Meisenarten und als letzter den Buchfink. Zumindest was den zeitlichen Ablauf angeht im Bezug zur aufgehenden Sonne. Dazwischen die scheinbar dauerbalzige Ringeltaube, die Warnrufe des Eichelhähers und der Flugruf des Kolkraben. Den Buntspecht, der in ca 15m Entfernung einen Baum beklopfte habe ich gefilmt, aber mit Handy auf die Entfernung kann man das meiste nur erahnen. Wenn ich alles zusammenaddiere komme ich auf über 10 Vogelarten. Das ist für einen beginnenden Tag doch kein schlechtes Ergebnis. Man muss sich halt drauf einlassen und wirklich erleben.

Die meisten verwechseln dabeisein mit erleben (Max Frisch)

Der artenreiche Wald

Diese Woche lauschte ich aus Versehen einem kurzen Beitrag eines bekannten Försters im Internet. Er erzählte von Monokulturen, Fichtenplantagen und anderen schrecklichen Dingen die es seiner Meinung nach überwiegend in Deutschland gibt. In Ermangelung einer jagdlichen Ablenkung habe ich anlehnend an diesen Beitrag den Waldbestand in meiner unmittelbaren Umgebung angeschaut. In meinem Rucksack habe ich immer Schreibzeug dabei, so war es ein leichtes mir die einzelnen Arten zu notieren. Die Aufzählung beginnt mit den am meisten vorkommenden Baumarten und schließt mit den mit nur wenigen Exemplaren vorkommenden Arten. Ich fand: Weißtanne, Lärche, Rotbuche, Fichte, Berg-Ahorn, Eiche, Esskastanie, Eberesche, Hainbuche, Birke, Douglasie, Esche. In der Nähe des Baches standen Roterlen, am Wegrand mehrere Salweiden und Hasel und vereinzelt einige Stechpalmen und als Sträucher sehr viele Faulbäume. Jetzt weiß ich nicht wie ihr das seht, aber ich nenne das einen artenreichen Wald. Monokultur und Fichtenplantage wohl eher Fehlanzeige. Was ist dazu eure Meinung? Gerne könnt ihr mir dazu eine Mail oder eine andere Nachricht schreiben. Meiner Meinung nach hat hier "der Förster" sehr viel richtig gemacht. Mit Ausnahme der Eschen sahen alle Bäume gesund aus. Bei der Esche schlägt halt das Eschentriebsterben, hervorgerufen durch einen Pilz, immer mehr zu und tötet die Eschen allen Alters ab. Alles in allem also ein Wald in dem ich mich (in diesem Moment, und auch sonst immer) gerne aufhalte und die mir gegebene Stunden in solch einer schönen Umgebung einfach nur genieße. Selbst und gerade um 5.00 Uhr am Morgen.

Immer ist die wichtigste Stunde, die gegenwärtige,

immer ist der wichtigste Mensch der, der dir gerade gegenüber steht,

immer ist die wichtigste Tat die Liebe (Meister Eckhart)

Als kleine Anschauung zwei Bilder die ich innerhalb von 6 Minuten fotografiert habe. Man kann gut den fortschreitenden Sonnenstand an den Bäumen erkennen.

Die Natur packt aus

Wenn es dann doch so langsam Frühling wird beginnen die Pflanzen, sich im wahrsten Sinne des Wortes, auszurollen. Auch der Farn kommt aus der Überwinterungsform heraus und entrollt seine Wedel. Er macht sich damit bereit für die kommende Saison und beginnt Photosynthese zu betreiben.

Und auch das Große Zweiblatt (Listera ovata), eine bei uns vorkommende Orchideenart hat schon ihre Blüte etwas nach oben geschoben.Bis zur Vollblüte fehlen aber noch ca. 15 Zentimeter Stängellänge.

Die zwei Schlüsselblumen

Zunächst die Bilder, die erkennen lassen, warum es zwei Schlüsselblumen sind. Zuerst die "Echte Schlüsselblume" und dann die landläufig bezeichnete Schlüsselblume, die "Hohe Schlüsselblume".

Der Name der Schlüsselblume(n), die in manchen Gegenden auch Himmelsschlüssel genannt werden, soll an den Schlüsselbund von Petrus erinnern. Damit schließt er den Himmel auf und die Blumen vielleicht den Frühling? Schon in der germanischen Mythologie ist eine Schlüsseljungfrau bekannt. Sie trägt einen Schlüssel in ihrer Krone und kann Schätze aufspüren. Besonders die Elfen und Nixen beschützen diese Heilpflanze. Wenn ihr die Echte Schlüsselblume (Primula veris, wahrhaftige Primel) seht werdet ihr erkennen, dass sie sehr viel gelber in der Farbe ist und auch viel ausdrucksstärker riecht als die "Hohe Schlüsselblume" die auch als "Wald-Schlüsselblume" bekannt ist. (Primula elatior, emporgehobene Primel). Leider ist die echte viel seltener zu finden als die hohe.

Wie die Hand, vors Auge gehalten, den größten Berg verdeckt,

so deckt das kleine irdische Leben den Blick,

die ungeheuren Lichter und Geheimnisse deren die Welt voll ist,

und wer es vor seinen Augen wegziehen kann, wie man eine Hand wegzieht,

der schaut das große Leuchten im Weltinneren (Martin Buber)