12. Oktober 2020
Ein Spaziergang am Wochenende, das Wetter nicht besonders schön. Der Herbst steht vor der Tür oder hat bereits begonnen. So ganz genau kann man das in der Natur nicht abgrenzen. Sie entwickelt sich immer weiter. Zwar sind die Jahreszeiten grob gleich, dennoch gleicht kein Jahr dem anderen. Aber eines ist immer gleich: wenn ich die Natur erleben will muss ich RAUS IN DIE NATUR. Und so sehen die "Entwicklungen" aus......
Wer Wind sät,...
Das Hauptbild hat mir auf den ersten Blick den Ansatz eines Herzens gezeigt. Leider auf dem Bild nicht so gut zu erkennen wie direkt am Baum. Der Baum ist eine Eiche die nun schon zum zweiten Mal vom Sturm erwischt wurde. Beim ersten Mal hat es einen kleineren Ast erwischt und vor ein paar Tagen wurde ein größerer Ast Opfer der heftigeren Windgeschwindigkeiten. Bei Laubbäumen im belaubten Zustand ist halt die Angriffsfläche größer. Die Eiche steht auf einer Wiese. Im letzten Jahr war im Nistkasten ein Hornissenvolk eingezogen. Dieses Jahr habe ich ein Meisenpaar beim Brüten beobachtet. Und was mit der Wiese passieren würde wenn man sie nicht mähen würde seht ihr auf dem nächsten Bild.

Da wachsen die jungen Eichen fast wie die Haare auf dem Hund. Wenn man es überspitzen würde, könnte man sagen, die Natur schlägt zurück. Dieses Jahr ist wieder ein Vollmastjahr bei den Eichen und Buchen. Und auch bei anderen Baumarten ist die Fruchtbildung fast schon extrem. Woher kommt das? Warum gibt es so viele Vollmasten ? Und dass es Vollmasten sind wird keiner bezweifeln der die nächsten beiden Bilder sieht.

Eichelmast. Auf manchen Strecken wird es geradezu rutschig wenn man darüber geht.

Bucheckern in einem Buchenbestand in Kuppenheim. Man geht darauf wie auf einem Teppich aus Korken oder ähnlichem. Da freuen sich die Eichhörnchen und die Wilde Sau. Das Paradies auf Erden. - Nun zu der Frage warum fruktifizieren die Waldbäume so stark. Früher wurde gelehrt dass alle 10 Jahre eine Vollmast (alle Bäume eines Bestandes tragen Früchte) bei den Eichen vorkommt. Diese Zeiträume werden immer kürzer. So zumindest mein Empfinden. Viellecht sehe ich das auch nicht ganz korrekt. Ich denke dass die Klimaerwärmung und die damit einhergehenden vermehrten Windereignisse zu einer verbesserten Befruchtung der Bäume sorgt. Und der Trockenstress den die Bäume jetzt schon seit Jahren ertragen müssen veranlasst sie dazu alles in die Produktion von Nachkommen zu stecken. Auf der einen Seite ist das eine erschreckende Entwicklung, auf der anderen Seite sage ich mir oft, dass die Natur (und hier vor allem die Bäume) sich schon zu helfen weiß. Das zeigt sie schon sehr, sehr lange.
Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn. (Christian Morgenstern)
Viecher
Ein Bekannter zeigte mir einen Baum in dem "Viecher" drin sind. Ich konnte ihn beruhigen. Sie waren schon wieder draußen. Der Baum war ein Ahorn. Und auf dem Foto kann man gut erkennen wie der Mutterkäfer einen Längsgang gefressen hat. An diesem Hauptgang wurden die Eier abgelegt und die Larven daraus haben sich nach außen gefressen. Die Entwicklung passiert unter der Borke, man sieht es erst wenn der Baum trocken wird und die Borke (Rinde) abfällt. Die Entstehung der Käferpopulation läuft in der sogenannten Wachstumsschicht (Kambium) ab. Dies ist die Zone an der ein Baum in die Dicke wächst. In ihr verlaufen grob gesagt die Leitungsbahnen die Wasser und Nährstoffe transportieren. Werden diese unterbrochen stirbt der Baum ab. Landläufig werden diese Tiere die den Baum zum Absterben bringen Borkenkäfer genannt.

Und auch wenn mir der Baum ein wenig leid tut, so sieht doch so ein Fraßbild auch sehr schön aus. Finde ich zumindest. Aber das faszinierende für mich ist die Tatsache, dass alle Käfer einer bestimmten Art die gleichen Fraßbilder anlegen. Deshalb kann man die verschiedenen Käfer zuordnen und erkennen.
Nur der Erkennende lebt (Chr. Morgenstern)
Unordnung im Wald

" So etwas hätte es früher nicht gegeben, dass man den Wald so wenig pflegt". Zitat eines Waldbesuchers zu der offensichtlichen Unordnung im Wald (Beweisfoto s.o.). Auf meine Frage was denn damit nicht stimmt, bekam ich die Antwort, dass der Wald aufgeräumt sein müsste. Und nicht so aussehen dürfte wie oben gezeigt. Nun, ich wollte nicht streiten und habe ihm versucht zu erklären dass der Wald auch Nährstoffe braucht und Lebensräume für Tiere und Pflanzen immer weniger werden. Gleichwohl sehe es ein wenig wild aus, aber im Dschungel oder auf vielen Streuobstwiesen im Murgtal sehe es nicht besser aus. Und die Fläche wurde als Ausgleich aus der regelmäßigen Bewirtschaftung genommen. Ausgleich für Industrieanlagen und Wohngebäude. - Für mich ist dieses kleine Waldgebiet ein Refugium. Nicht nur für die Pflanzen und Tiere, nein auch für mich. Ich liebe es mittendrin zu sitzen, angelehnt an einen wirklich alten Baum. Die Natur beobachten, Gedanken fliegen lassen, eins werden mit der Natur. Wenn auch nur für einen Moment. Und die Entwicklungen zu erkennen und versuchen einzuordnen. Einfach die unglaubliche Schönheit der Natur wahrnehmen und im Inneren abspeichern.
Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön. (Vincent van Gogh)
Standhaftigkeit

Standhaftigkeit, das war das Wort was mir in den Sinn kam, als ich diesen Baum sah. Nun ja, die besten Jahre sind vorbei, aber er hatte sicherlich ein gutes Leben gehabt. Es kamen einige Fragen und Gedanken in mir auf. Bin auch ich standhaft? Was kann ich von diesem Baum lernen bzw. übernehmen. Wenn ich den Baum vermenschlichen würde, wäre er traurig, verzweifelt oder hatte er sein Schicksal angenommen? Hatte er Freunde oder Verwandte die ihn unterstützen? Und zu letzt, hatte er (eine gewisse) Hoffnung?
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. (Albert Camus)
Es gibt Entwicklungen im Leben, die sieht man nicht kommen. Freunde mit denen man schon viele schöne Augenblicke erlebt hat verlassen uns. Manche für immer. Andere für eine bestimmte Zeit. Andere werden ernsthaft krank und man hat Angst sie zu verlieren. Wieder andere meinen plötzlich dass sie bessere Menschen sind. Nun, die letzten muss man ziehen lassen. So zumindest meine Erfahrungen. Allen anderen genannten Freunden widme ich folgendes Zitat des kolumbianischen Literatur-Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez:
Ein wahrer Freund ist der, der deine Hand nimmt, aber dein Herz berührt!