Humilitas

11. Juli 2021

Cover Image

Nach einer kleinen schöpferischen Pause war mir heute mal wieder danach einen kleinen Beitrag zu schreiben. Darin möchte ich euch ein klein wenig beschreiben was mich im Moment umtreibt und welche Gedanken mir bei meinen Spaziergängen so durch den Kopf gehen. Damit das passieren kann muss ich natürlich zuerst mal RAUS IN DIE NATUR!Der Titel des heutigen Beitrags fiel mir ein als ich mal wieder draußen auf den Wiesen unterwegs war. Humilitas bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt "Demut". Schon im Mittelalter wurde der Begriff geprägt und zwar von Philosophen wie Theologen gleichermaßen. Die Demut soll die Begrenztheit des Menschen verdeutlichen, in Bezug auf die Beziehungen zu anderen Menschen, der Natur und auch zu Gott. In einem Kloster dass ich vor ein paar Jahren relativ regelmäßig für meine Auszeiten nutzte hing dieses Schild als Mahnung an den Wänden des Klosters. - Ab und an fällt mir dieser Begriff wieder ein, oft in ganz unterschiedlichen Umgebungen oder bei den verschiedensten Erlebnissen. Vor allem bei den Entdeckungen die ich in der Natur mache ist das regelmäßig der Fall. Zum Beispiel wenn ich mir die Blüte eines Bocksbartes anschaue. So filigran und schön.

Hochsommer

Seit ungefähr 10-15 Tagen blüht die Sommerlinde und somit ist der Hochsommer eingeläutet. Da könnt ihr euch noch so sehr beschweren dass das kein Sommer ist, und Hochsommer schon gar nicht. Phänologisch ist das unumstößlich. Und sobald die Beerensorten wie Johannisbeeren, Josta, Stachelbeeren usw geerntet werden können ist es Hochsommer. Gut, meine Bienen sehen das im Moment auch ein klein wenig anders, sie haben dieses Jahr so wenig Honig wie noch nie. Daran ist halt das Wetter schuld, was für die Bäume und andere Pflanzen gut ist muss für die Insekten nicht unbedingt auch gut sein. Wenn man das nächste Bild anschaut, dann versteht man, dass es die vergangenen Jahre einfach vorwiegend zu trocken war. Die Buchen auf diesem Bild trocknen von oben nach unten ab. Es liegt eben nicht daran dass wir die falschen Baumarten auf den Flächen haben, das zeigt die Buche aber auch die Tanne sehr deutlich. Es liegt daran, dass das Klima sich verändert, die Niederschläge weniger werden und die Bäume nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden können. Zumindest auf immer mehr Standorten.

Klar, wenn ich durch den Wald gehe und nicht nach oben schaue, dann sieht er aus wie immer. Weil ich aber auch immer nach oben schaue fallen mir solche Dinge eben auf. Und weil so ein "Gehen", von der Betrachtungsweise her, immer auf verschiedensten Ebenen geschieht sehe ich halt auch die kleinen, unscheinbaren Dinge wie der Rüssler auf dem nächsten Foto.

Ich gebe zu, ein klein wenig ein Suchbild. Da meine Beiträge aber auch dazu animieren sollen aufmerksam durch die Natur zu gehen finde ich dieses Foto passend. Es könnte sich hierbei um den "großen, schwarzen Rüsselkäfer" handeln. Wobei das Attribut "groß" natürlich relativ ist. Er wird maximal 1,2 Zentimeter groß, ist aber im Verhältnis zu anderen Rüsslern eben schon groß. Und einen Rüssel hat er, da ist der Name Programm.

Groß und klein

Zwei Hirschkäfer, beides Männchen, Weibchen tragen keine zum Geweih geformten Oberkiefer (Mandibeln genannt). Der Unterschied in der Größe der beiden Exemplare liegt einzig und allein in der unterschiedlichen Nahrungsversorgung Im Larvenstadium der Käfer. Die kleinen Exemplare werden deshalb auch Hungermännchen oder Rehkäfer genannt. Das unterschiedliche Aussehen der Männchen zu den Weibchen nennt man "Geschlechtsdimorphismus", bedeutet dass sich beide Geschlechter stark in ihrem Aussehen unterscheiden. Hirschkäfer sind sehr schöne, anmutige Tiere, finde ich.

Der Welt Schlüssel heisst Demut. Ohne ihn ist alles Klopfen, Horchen, Spähen umsonst (Chr. Morgenstern)

Hochsommer

Wenn es tatsächlich richtig warm, gar heiß ist, was gibt es schöneres als in einem Mischwald zu sein. Und das meine ich so wie ich es sage. Einfach sein, nichts müssen, nichts wollen, nichts machen. Ausser vielleicht zu schauen, beobachten und sich daran erfreuen was die Natur mit Unterstützung des Försters für einen schönen Wald gezaubert hat. Oder man sitzt in einem Fichten-Tannenwald, der mehrere Generationen auf der Fläche hat. In der Oberschicht große, mächtige Tannen und Fichten. Und im "Waldkindergarten" stehen die kleinen Tannen bereit. Sobald die größeren Bäume Platz machen, werden sie in die Höhe streben, dahin wo es reichlich Licht gibt. Und je mehr Licht genutzt werden kann umso größer werden unsere "Kinder" aus dem "Waldkindergarten". Wenn man dieses System verinnerlicht hat fällt es einem nicht schwer demütig zu sein.

Hochsommer in den Wiesen

Wenn man Insekten sehen will, dann muss man in die Wiesen gehen. Gerade im Hochsommer, dann sind die Tierchen aktiv und man kann vieles entdecken. Weil mir die Wiesen im Umfeld meiner Bienen zu wenig Blüten zeigen habe ich dieses Jahr eine Fläche nebenan mit verschiedensten Pflanzen eingesät. Circa ein Drittel ist eine spezielle Bienenblütenmischung, ein weiteres Drittel "Büschelschön" auch Phacelia genannt und ein knappes Drittel mit Sonnenblumen. Ich habe die Fläche schon mehreren Menschen gezeigt, alle sind begeistert und überrascht, wie viele unterschiedliche Insektenarten sich auf der Fläche tummeln. Damit ihr euch ein ungefähres Bild davon machen könnt, habe ich ein Foto gemacht.

Die Rettung des Planeten ist kein Zuschauersport (Lester R. Brown, Umwelt-Buchautor)

Bienen sind die wahren Analysten

Obwohl Insekten, in diesem Fall Honigbienen, sehr kleine Gehirne haben können sie tatsächlich lernen. Und dazu zählen nicht nur solche Dinge wie Futterquellen exakt zu vermessen und an ihre Volksgemeinschaft weiterzugeben. Nein, einem Forscherteam der Universität Wageningen in den Niederlanden ist es gelungen Honigbienen auf den Geruch des Coronaviruses SARS-CoV-2 (Covid-19) zu trainieren. Durch die Stoffwechselveränderungen im Blut des Menschen, wenn er mit Covid infiziert ist, riecht das Blut anders als ohne Infektion. Somit kann man innerhalb von Minuten feststellen, ob eine Person infiziert ist, oder nicht. Und das nur durch das Riechen der Biene an einer Blutprobe. Sie wurden so trainiert, dass sie den Rüssel (Zunge) rausstreckt wenn sie den Geruch wahrnimmt. Respekt für diese kleinen Tierchen. Und gleichzeitig demütig. Was "die Natur" alles zu vollbringen vermag.

Ein Hirschkäfersuchbild

Als ich gestern bei meinen Bienen war nahm ich eine gewisse Unruhe am Flugloch eines Volkes wahr. Bei genauerem Betrachten konnte ich den Grund erkennen. Ein Hirschkäfer war am Flugloch und wurde von den Wächterbienen attackiert. Ob es Zufall war, oder ob der Käfer versuchen wollte in den Stock zu kommen kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, die Aufmerksamkeit der Bienen hat er bekommen. Ich glaube allerdings nicht, dass die Stiche durch den dicken Chitinpanzer des Käfers durchgekommen sind. Nach ein paar Minuten des Staunens habe ich den armen Kerl aus seiner misslichen Lage befreit und ihn an einem anderen Ort der Wiese in die Hecken gesetzt.

Demut ist Wärme. Alles redet und erschließt sich gleich ganz anders, wo ihr milder Himmel aufglänzt. Vor dem Demütigen wird die Welt sicher und vertrauend, den Demütigen empfangen, lieben und beschenken alle Dinge. (Christian Morgenstern)