12. Mai 2020
Geht man mit offenen Augen durch und in die Natur kann man interessante Dinge entdecken. Welche das sein können, und vor allem wie viele man entdecken kann, möchte ich euch in dieser kurzen Geschichte erzählen.
Waldbaden oder Wiesenbaden?
Vor ein paar Tagen habe ich einen Artikel zum Thema "Waldbaden" gelesen. Dort wurde Waldbaden wie folgt definiert:
Waldbaden ist das achtsame, absichtslose Schlendern und Verweilen im Wald, bei dem alle Sinne weit geöffnet werden. Beim Waldbaden bewegt man sich sehr langsam durch den Wald.
Im Grunde ist das, was ich schon seit vielen Jahren tue und sehr genieße, waldbaden. Ok,manchmal wenn ich noch absichtsloser unterwegs bin, kann aus dem Waldbaden ein Wiesenbaden werden. Dann komme ich nämlich nicht bis in den Wald. Ich bleibe sozusagen in den Wiesen hängen. Es ist jetzt nicht so, dass die Entfernung in den Wald sehr weit wäre, es sind geschätzt keine 1000 Meter Fußweg. Wenn die Verlockungen auf dem Weg oder in der Wiese zu groß sind wird aus dem beabsichtigten Waldbaden ein absichtsloses Baden in der Wiese. Was für mich als Heuschnupfen-Allergiker nicht immer ganz stressfrei abläuft. Dennoch, die Fundstücke sind oft einfach zu interessant um auf dem Weg zu bleiben.
Ein ganz normaler Sonntag Morgen

Der erste Kontakt an diesem späten Sonntag Vormittag war diese "zerbrechliche Schlange". So zumindest der übersetzte Gattungsnamen "Anguis fragilis". Es ist aber keine Schlange sondern eine Echsenart, die Blindschleiche. Blind bezieht sich auf die glänzende Schuppenhaut, aus dem Althochdeutschen"plintslicho" in unsere heutige Sprache übernommen. Dieses Tier hatte wohl schon einen Teil des Schwanzes abgeworfen,als Ablenkung bei einer Flucht vor einem Feind. Diese Tiere haben Sollbruchstellen in ihren Schwänzen, die sie als zappelnde Attrappe zurück lassen. Der Schwanz wächst wieder etwas nach, hat aber dann einen Stumpf und keine Spitze mehr.
Insekt des Jahres 2020

Näheres zu diesem Tier in meinem Blogbeitrag "Tödlich giftig"
Pflanzen aller Arten

Etwas unscheinbar, weil die Blütenstände grün sind und nicht bunt wie bei anderen Orchideen. Es ist ein (Lystera ovata) Großes Zweiblatt. Vermutlich sind schon sehr viele Menschen daran vorbei gegangen ohne es zu bemerken.
Dieses Jahr scheint ein Jahr der Wiesenpflanzen zu sein. Zumindest empfinde ich es so. Meiner Meinung nach habe ich in den letzten 20 Jahren keine so große Anzahl an Wiesen-Blüten-Pflanzen gesehen wie in diesem Jahr.

Wie die Wiesenglockenblume (Campanula patula) zum Beispiel. Auf den Streuobstwiesen auf denen ich mich herumtreibe sind teilweise große Flächen damit bewachsen. Oder die Blume auf dem nächsten Bild.

Die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi). Bei dieser Pflanze stammt der Name aus der Blühzeit im Mai, wenn auch der Kuckuck ruft. Oder weil man an den Stängeln eine schaumige Masse finden kann, im Volksmund "Kuckucksspeichel" genannt. Der Schaum sind die Nester der Schaumzikade, in dem die Larven der Zikaden heranwachsen.
Und wieder eine Orchidee

Ein Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), kommt bei uns schon ab und an vor. Sie lieben kalkreichen Boden, den haben wir in Kuppenheim auf jeden Fall. Zumindest am Standort der Pflanze. Leider war eine Blüte von einem "Naturfreund" abgeschnitten, ein Verhalten dass mich jedes Mal so richtig wütend macht. Offenbar hat es sich noch nicht herumgesprochen dass es sich um eine geschützte Pflanze handelt (Rote Liste Art 3 = gefährdet), und dass sich Orchideenblüten in der Vase nicht halten.
Wenn du eine Blume liebst, pflücke sie nicht. Denn wenn du sie pflückst stirbt sie,und es hört auf, das zu sein was du liebst - Also wenn du eine Blume liebst, lass sie sein. In der Liebe geht es nicht um Besitz. In der Liebe geht es Wertschätzung. (Osho, indischer Philosoph)
Krabbeltiere
Als ich in der Wiese sitzend vor mich hin philosophierte wurde meine Aufmerksamkeit auf ein kleines Tier gelenkt. Dieses Tier hatte mich wohl als Nahrung auserkoren. Dagegen hatte ich aber meine Einwände, zumal ich schon an FSME und Borreliose erkrankt war bzw bin. Es gibt nur wenige Tiere gegen die ich eine Aversion habe. Dazu zählen die Stechmücken, also "d´ Schnooge", und zwei Milbenarten. Zunächst die bei den Bienen vorkommende Varroa-Milbe, dazu irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt mehr auf diesem Blog. Und dann die Zecken. Zecken sind nicht meine Freunde. Ich mag sie einfach nicht. Da sind mir Alpakas lieber auf einer Wiese. Oder Hummeln und andere Insekten. Die Zecke krabbelte auf meiner Hose und hat wohl einen Zugang zu meiner Haut gesucht. Das ging mir dann doch unter die Haut. Ich hab sie mit einer eleganten Bewegung meines Zeigefingers weggeschnippt.

Das Bild ist leider etwas unscharf, dennoch denke ich dass man es erkennen kann.
Kuckuck
Ich sitze in der Sonne, im Gras und lasse die Kulisse der Wiese auf mich wirken. Der Kuckuck ruft im nahen Wald. Dazu fällt mir ein Vers aus dem Buch von Tiziano Terzani ein.
Am ersten April. Der Kuckuck kommen will. Ist er am achten noch nicht da, ist er tot oder krank.
Er ruft der Monate drei, dann ist er wieder frei.
Tiziano Terzani, ehemaliger langjähriger Auslandskorrespondent für die Deutsche Zeitschrift "Der Spiegel" hat mich mit seinen Büchern sehr berührt. Der Vers oben im Text stammt aus dem Buch "Das Ende ist mein Anfang" .Terzani starb 2004 im Alter von 65 an Krebs. Dieses Buch las ich als mein Vater an Krebs erkrankt war und später auch daran starb. Es half mir viel über die Krankheit Krebs und das Sterben zu lernen. Aber auch über das Leben. Seitdem verehre ich T. Terzani und sein Werk. Viele seiner Bücher habe ich gelesen und dabei viel über mich und das Leben gelernt.
Vieles bin ich gewesen, doch am Ende bin ich nichts (Tiziano Terzani)