4. September 2020
Offene Sinne in der Natur, mehr braucht es erstmal nicht. Wenn dann noch bestimmte "Zeichen" richtig gedeutet werden und ich Zusammenhänge erkenne, kann es spannend werden. Was man in 2 Stunden draußen alles entdecken kann - davon handelt dieser Beitrag.
Offensichtliche Spuren
Wie im Eingangsbild gut zu erkennen war hier richtig was los. Der Baum hat auch noch weit nach seinem eigentlichen Tod für sehr viele Lebewesen Nahrung und Schutz geboten.
Auch auf dem nächsten Bild ist es eigentlich eindeutig. Es waren Wildschweine. Sie haben die frisch gemähte Wiese genutzt um nach Nahrung zu "brechen". Das zweite Bild zeigt die Nahaufnahme. Man kann erkennen wie die Wilde Sau mit ihrer Schnauze das Erdreich aufgebrochen hat. Sie sucht nach Tieren in der Grasnarbe, meist Engerlinge, Würmer und andere Tiere.


Spuren der Vergänglichkeit

Viele Federn an einem Ort, hier hat der größere Vogel den kleineren getötet. In der Natur täglich ein normaler Vorgang. Ganz offensichtlich, direkt am Wegesrand. Fressen und gefressen werden. So brutal es sich anhört ist es auch. Dennoch funktioniert die Natur genau nach diesem Prinzip. Vielleicht können wir Menschen dennoch dazu beitragen dass die Welt ein wenig friedlicher ist oder sein wird. Und einen Fehler dürfen wir nicht begehen: dass wir alles zu sehr vermenschlichen.
Doch höret: Tod ist ja kein Raub an Leben. Wir müssen? Nein! Wir - wollen alle sterben!
Denn endlos locken neue Morgenröten. (Chr. Morgenstern)
Dennoch dürfen wir (mit-)fühlend sein. Uns berühren lassen. Ob es der Tod eines kleinen Vogels ist, oder ein Schmetterling der auf einer Blüte sitzt. Wir dürfen - nein - wir sollen uns einlassen auf unsere Umwelt. Das muss nicht immer das große Konzert sein, oder der Film der zu Tränen rührt. Oft sind es die kleinen Dinge die mich mehr berühren.
Fühlen heißt, an einem anderen zu einem anderen zu werden ( Andreas Weber, Lebendigkeit)

Wirklich alter Obstbaum, man kann sogar schon durch ihn hindurchschauen. Ein Specht hat hier ganze Arbeit geleistet und sich ein nettes Zuhause gezimmert. Und ein Stockwerk tiefer ist noch ordentlich Leben in dem alten Baum. Wie das nächste Foto beweist. Ein richtig stattliches Hornissennest. Mit Verkehr am Flugloch wie auf dem Frankfurter Flughafen, vermutlich sogar mehr Starts und Landungen. Dieses Nest hat mir der Streuobstwiesenmanager der Stadt Kuppenheim vor ein paar Wochen gezeigt. Und seitdem besuche ich es ab und an, um zu sehen wie weit das Volk ist. Für mich ist es schön zu wissen, dass es auch noch andere Menschen gibt die sich für die Natur begeistern und sich für sie einsetzen. Und mir eine Nachricht schreiben wenn sie wieder etwas entdeckt haben. Dafür hier von mir ein herzliches und ehrlich gemeintes Dankeschön. - Heute konnte ich Männchen am Flugloch sehen. Es scheint also so langsam der Höhepunkt des Nestes erreicht zu sein. Früh für diese Tierart. In diesem Jahr scheint alles früher dran zu sein.

Die nächsten Bilder zeigen ebenfalls Spuren der Vergänglichkeit. Lasst sie einfach mal auf euch wirken.



Tierspur auf den zweiten Blick

Frischer Austrieb an einer im Februar gefällten Esche. Sie wurde aus Sicherheitsgründen gefällt. Sie stand direkt am Weg und der komplette Bestand war das Opfer des Eschentriebsterbens. Ein eingeschleppter Pilz der so gut wie alle Eschen über kurz oder lang zum Absterben bringt. - Fast wäre es mir nicht aufgefallen. Ich war immer noch in Gedanken bei den Hornissen. Denn als ich bei den Hornissen war kam mir ein Zitat von Albert Schweitzer (Arzt, Philosoph, Humanist) in den Sinn. Er erkannte, dass wir nämlich
Leben sind, das leben will, inmitten von anderem Leben, das Leben will
Zurück zu unserer Esche. Ich saß also auf der besagten Esche, bzw. dem etwas höheren Wurzelstumpf. Dachte und sinnierte vor mich hin. Und plötzlich sah ich es und dachte nur "Mahlzeit".

Rehe haben die Knospen und frischen Triebe der Esche abgefressen. Man erkennt es an der fransigen "Schnittstelle". Rehe haben nur unten im Kiefer Schneidezähne. Oben haben sie eine Hornplatte und keine Schneidezähne. Darum sieht ein Biss eines Rehs immer fransig aus. Der Hase beißt scharf ab. Auf dem ersten Bild der Esche kann man erkennen, dass die Triebe, die schon etwas höher gewachsen sind als das Reh groß ist, nicht verbissen sind. Der Jäger sagt: "Die Triebe sind aus dem Äser (Maul) des Rehes gewachsen".
Das letzte Bild soll den heutigen Beitrag abschließen. Ich finde der Baum hat so was schönes, beruhigendes an sich. Obwohl er im eigentlichen Sinn nicht mehr lebendig ist hat er doch etwas lebendiges an sich. Finde ich zumindest.

Wer das Leben wünscht, muss bereit sein, den Tod zu begrüßen. Wer das Leben fordert, muss akzeptieren, dass Sterben ein Teil des Lebens ist, seine dunkle Hälfte, ohne die kein Leben, keine Erfahrung, kein lebendiger Sinn, keine Poesie und keine Liebe möglich ist. (Andreas Weber, Lebendigkeit - eine erotische Ökologie)
Wie immer bin ich offen für feedback bzw. freue mich wenn ich welches bekomme. Und wenn euch morgen langweilig sein sollte denkt immer daran: Daheim gibt es nix zu entdecken dazu muss man schon RAUS IN DIE NATUR!