Wege und Landschaft

19. Juli 2020

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Nachdem ich wegen einer Bänderdehnung ungefähr 5 Wochen keine größeren Touren mehr gehen konnte haben wir heute eine kleine Wanderung zur "Probe" gemacht. Was wir dabei erlebt und erfahren haben, davon berichte ich euch in diesem Beitrag.

Black Forrest National Park

Wir waren schon eine längere Zeit nicht mehr Richtung Schwarzwaldhochstraße unterwegs. Und deshalb war es heute einfach mal wieder soweit. Okay, diese tolle Idee hatten nicht nur wir, sondern gefühlt auch Millionen anderer Menschen. Motorradfahrer, Wohnmobile und Wohnwagen und sogar ein paar Sonntagsfahrer haben wir gesehen. Wir haben, nachdem wir das Auto an der Kapelle am Sand geparkt hatten, uns gegenseitig versprochen, dass wir nie mehr an einem sonnigen Sonntag solch einen Ausflug machen wollen. Selbst als wir in einiger Entfernung zur Straße im Wald unterwegs waren war der Lärm von der Straße sehr deutlich zu hören. Jetzt waren wir schon mal da also dann nichts wie RAUS IN DIE NATUR! Wir gingen in Richtung Hundseck um dann Richtung Westliche Dreikohlplatten zu gehen. Hier beginnt von dieser Seite aus der Nationalpark Schwarzwald. Jetzt denken sicher einige "wow, Nationalpark. Pure Wildnis". Das wird vermutlich irgendwann mal so sein, erleben werde ich das aber nicht mehr. Der Park wurde 2014 gegründet und in der kurzen Zeit kann sich halt noch nicht so viel Wildnis einstellen. Das dauert eben eine Zeit. Die Natur hat ja Zeit. Uns braucht sie dabei nicht, höchstens unsere Unterstützung. Da habe ich aber meine Zweifel. Bei dem Verkehrsaufkommen wird es nicht einfacher.

Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß (Werner Mitsch)

Blütenpracht am Wegesrand

Johanniskraut wächst wirklich üppig dort oben, auf ca 1000m Höhe. Hypericum perforatum, also das "durchlöcherte Johannniskraut, wurde und wird in der Volksmedizin eingesetzt. Etwa als Rotöl bei Entzündungen oder bei depressiven Störungen. Es ist ein eher gut bekanntes Arzneikraut. Wenn man die Blütenblätter zerreibt zeigt sich die rote Farbe.

Üppige Blütenpracht auf einer Wiese die im Winter einen Skihang trägt. Und nicht nur die Blüten sind zahlreich, auch die Insekten. Im nächsten Jahr muss ich genau hier hin um mit Foto und Lupe dem Treiben der Insekten auf den Grund zu gehen.

Mehliskopfturm

Die folgenden drei Bilder habe ich vom Mehliskopfturm aus gemacht. Den Turm habe ich nicht fotografiert. Ich finde die Landschaft in die man schauen kann interessanter als einen Turm der seit rund 140 Jahren da oben steht.

Blick in nördlicher Richtung. Rheintal und die Berge um Baden-Baden sind gut zu erkennen. Auf dem rechten Bildviertel kann man auf der Bergkuppe eine braune Färbung erkennen. Hier treibt der Borkenkäfer sein Unwesen.

Blick in südlicher Richtung auf den höchsten Berg im Nordschwarzwald. Die Hornisgrinde, 1164m ü NHN, trägt die Grinde, also die fast baumfreien, feuchten Heideflächen in ihrem Namen. Grinden kommen sehr oft auf den abgeflachten Höhenrücken im Nordschwarzwald vor. Das Gestein ist der Buntsandstein. Der Namensursprung ist der "kahle Kopf" also der Grind. Grinden sind durch Beweidung entstanden und müssen, will man sie erhalten, auch durch Beweidung offengehalten werden.

Blick in westlicher Richtung. Schemenhaft die Vogesen, als Gegenpart des Schwarzwaldes, auf der anderen Rheintalseite erkennbar. Die Stadt direkt in Blickrichtung ist Bühl. Leider auf dem Bild nicht gut zu erkennen ist die doch starke Besiedlung der Landschaft im Rheintal. Fruchtbare Böden, vorhandenes Wasser und relativ leicht zu bauende Straßenverbindungen haben dies möglich gemacht.

Wege und Begegnungen

Beim Betrachten des Baumes der eher schlängelnd als gerade wuchs fielen mir ein paar Begegnungen in meinem Leben ein. Begegnungen mit Menschen, die mir im Moment des ersten Zusammentreffens eher signalisierten dass es mit uns nichts werden wird. Und Freundschaft schon gar nicht. Eher eine Duldung. Und dann mit der Zeit, in der ich mein Gegenüber davon überzeugen konnte dass auch ich meine Qualitäten habe - wurde ich plötzlich bewusst wahrgenommen. Und aus der Duldung wurde im Laufe der Zeit tatsächlich Freundschaft.

Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern (Aristoteles)

Umso schlimmer, wenn die Freundschaft in Gefahr ist. Sei es weil sich ein Freund entfernt, sozusagen entfreundet. Oder weil der Freund ernsthaft erkrankt ist. Und man selbst nichts daran ändern kann. Die Angst, diesen Freund zu verlieren, beschäftigt mich mehr als ich zugeben möchte. Und es sind diese Gedanken, Ängste und Gefühle die mir beim Anblick des abgestorbenen Baumes in den Sinn kamen. Und gleichzeitig auch alle Freunde die ich im Laufe meines Lebens schon verloren habe. Es sind viele,eigentlich zu viele. Am 17.09. jährt sich zum 3. Mal der Todestag meines "ziemlich besten Freundes". Dennoch - das Leben geht weiter. Ging es für den Baum auf dem Bild auch. Und obwohl er nicht dem Ideal entprach, durfte er trotzdem ein Leben in der Gemeinschaft der anderen Bäume leben. Und hat somit auch seinen Beitrag geleistet. Er hat gekämpft, das kann man gut an der Wuchsform seines Stammes erkennen. Und ich meine dass auch wir kämpfen sollten. Für unsere Natur, unsere Familien und unsere Freunde.

Tiere kreuzen unseren Weg

Sicher für viele Wanderer unbemerkt hat hier ein Reh unseren Weg gekreuzt. in der noch feuchten Erde war der Abdruck der Schalen des Tieres gut zu erkennen. Und so wie dieses scheue Waldtier seine Spur hier hinterlassen hat, so hinterlassen wir auch unsere Spuren. Täglich, ein Leben lang. Hoffen wir dass es die richtigen Spuren sein werden.

Die einzige Möglichkeit, einen Freund zu haben,ist ein Freund zu sein (Ralph Waldo Emerson)