Wenn der Holunder blüht, sind die Bienen müd!

27. Mai 2020

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So der Text einer alten, überlieferten Bauernregel. Was es damit auf sich hat und ob es tatsächlich stimmt möchte ich in diesem Beitrag beschreiben. Und das Holunder auch kulinarisch ein Gedicht sein kann wisst ihr sowieso, oder?

Immer wenn ich im Moment an bestimmten Orten in der Natur vorbeikomme rieche ich es eigentlich schon von weitem. Dieser Duft ist so stark und einzigartig dass ich mich ihm gar nicht entziehen kann und auch nicht möchte. Vor allem in dem kleinen Wäldchen zwischen Stadtwaldstraße und Schützenhaus gibt es einen "Hotspot". Und sollte zum gleichen Zeitpunkt auch die Robinie (oder Akazie wie viele sagen) blühen, hat die eingangs zitierte Bauernregel absolut recht. Dieser Duft zieht nicht nur mich in seinen Bann sondern auch viele Insekten. Bienen, Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und andere Arten scheinen sich pudelwohl zu fühlen. Es ist ein wildes Kommen und Gehen auf den Blüten, manchmal so schnell dass man gar nicht erkennen kann welches Insekt das gerade war. Und so sieht ein Teil des Wäldchens im Moment aus.

Solltet ihr an solchen Stellen vorbeikommen nehmt euch ein paar Minuten und verfolgt das Treiben. Da werden fast alle Sinne angesprochen. Besser als so mancher Film.

Das Leben zeugt Blumen und Bienen. Blumen das sind die schöpferischen Geister, und Bienen die anderen, die daraus Honig machen (Christian Morgenstern)

Allerweltspflanze

So nannte mein erster Ausbildungsförster den Holunder. Wobei er Wert darauf legte dass dies ein "Schwarzer Holunder" sei, und nicht etwa der Rote. Der Rote wäre nur für die Vögel, was irgendwie auch stimmt. Gut verträglich sind die Beeren des roten Holunders nicht. Der "Sambucus nigra" blüht sehr auffällig, riecht sehr gut und sowohl die Blüten wie auch die Beeren sind nutzbar. Forstlich führt der Holder wie der Holunder in unserer Gegend auch genannt wird eher ein Schattendasein. Meist an Wegrändern oder Lichtungen steht er und erfreut uns mit seinem gefälligen Aussehen. Nicht nur während der Blüte, wie ich finde. In meiner zweiten Heimat Südtirol heißt er "Holler". In der germanischen Mythologie heißt die Muttergöttin "Holda" woraus im Laufe der Zeit auch "Frau Holle" wurde. Holda bedeutet "die Strahlende" was man ganz gut erkennen kann, wenn man eine Blüte des Holunders ansieht. Holda war die Schutzpatronin für Menschen und Pflanzen und konnte Krankheiten heilen. In ihr vereinigte sich Mutter Erde und das Himmelslicht. Schöner kann man sich eine Göttin eigentlich nicht vorstellen. Unten ein Bild der "Strahlenden".

Ach fast vergessen, der berühmte "Elderstab" bei Harry Potter ist aus Holunderholz (Elder Wand). Wenn ihr euch etwas Zeit nehmt und mal in der Mythologie usw. nachlest könnt ihr viele Themen zum Holunder finden.

Bienen und Holunder

Wie es genau kam weiß ich gar nicht mehr. Ein alter, erfahrener Imker hat mir mal erzählt, dass man darauf achten soll an jedem Bienenstand einen Holunder zu haben. Von ihm gehe besondere Kräfte aus. Für mich war das damals als Jungimker nicht richtig nachzuvollziehen und ich tat es als Aberglaube ab. Und ob ihr es glaubt oder nicht. Als ich vor ein paar Tagen ein paar Bilder zu meinen Bienenständen gesichtet habe fiel es mir auf. An wirklich jedem meiner Bienenstände steht mindestens ein Holunder, und keinen davon habe ich gepflanzt. Nektar gibt es für die Bienen so gut wie keinen beim Holunder, und auch der Pollen hält sich in Grenzen. Manchmal gibt es Honigtau von den Läusen. Aber seit ich weiß dass "Holda" über meine Bienen wacht bin ich doch wesentlich ruhiger. Unten ein Bild von meinem Ablegestand.

Sirup und andere Köstlichkeiten

Wer schon einmal in der warmen Jahreszeit eine Wanderung gemacht hat und sich zur Rast an einer bewirtschafteten Hütte niedergesetzt hat kennt vielleicht dieses Gefühl. Durst - Durst ist schlimmer als Heimweh sagt der Volksmund. Und wenn es dann einen Hollersaft gibt, am besten noch verdünnt mit frischem, klaren Bergquellwasser. Was will man mehr? Eigentlich nichts, außer vielleicht noch ein ordentliches Vesper oder eine Marende. Und vielleicht ein gute Glas Wein. Mehr brauche ich nicht. Und bei großer Hitze kann ich auch auf den Wein sehr gut verzichten.  - Aber nicht auf den Holler! Und weil das nunmal so ist und alle in unserer Familie dieses Getränk lieben machen wir seit einigen Jahren unseren Sirup selbst. Holunder haben wir genügend und gemacht ist es auch relativ schnell und einfach. Wie das fertige Produkt dann aussieht könnt ihr auf dem nächsten Bild sehen.

Ich finde, der Sirup sieht in der Flasche aus wie ein Tautropfen in der Sonne. Was meint ihr?

Dazu (und damit ihr was zum nachdenken habt) habe ich ein Zitat von Khalil Gibran, dem libanesischen Philosophen, gefunden. Ich hoffe es gefällt und berührt euch.

Der Widerschein der Sonne in einem Tautropfen ist nicht weniger schön als die Sonne selber,

und die Spiegelung des Lebens in eurer Seele ist nicht weniger kostbar als das Leben selber