Winter, Vorfrühling und andere Kuriositäten

21. Februar 2021

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In letzter Zeit bin ich ein wenig schreibfaul. Ob das noch Winterschlaf oder schon Frühjahrsmüdigkeit ist, vermag ich nicht zu sagen. Obwohl, müde fühle ich mich eigentlich gar nicht, also körperlich. Eher psychisch. Dieses Coronading bringt unser aller Leben schon ein wenig aus dem Tritt. Unser gewohntes Leben können wir im Moment eigentlich nicht leben, egal ob beruflich oder privat. Aber ein paar Konstanten hat mein Leben dann doch. Familie, Freunde auch über hunderte Kilometer Entfernung (ein Gruß nach Völs) und natürlich, ihr ahnt es schon: RAUS IN DIE NATUR!

Wo ist der Winter geblieben?

In den Jahren 1961-1990 dauerte der durchschnittliche Winter in Deutschland ca. 120 Tage. Von 1991-2019 verringerte sich diese Periode um 18 Tage auf durchschnittlich 102 Tage. Und begann der Vorfrühling früher Ende Februar/ Anfang März beginnt er heute im Schnitt schon Mitte Februar. Wie das Bild des heutigen Beitrags zeigt blühen schon heute die Weidenkätzchen. Die blühten in meiner Kindheit erst Anfang März.

Problematisch wird das ganze, wenn sich Blüte und Ausflug von Insekten nicht mehr decken. Viele Insektenarten sind an bestimmte Pflanzenarten gebunden. Da ist es nicht optimal wenn diese Synchronität durch die verschobene Phänologie (wörtlich aus dem griechischen: Lehre von den Erscheinungen. Also periodisch wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinigungen von Pflanzen und Tieren) aus dem Ruder läuft. Dazu gibt es auch schon wissenschaftliche Untersuchungen. So sammelt die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) direkt nachdem sie geschlüpft ist an der blühenden Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) Nektar und Pollen für ihre Brut. Eigentlich ist das seit langer Zeit so. Eigentlich. Denn seit die Temperaturen immer höher werden (in den letzten 135 Jahren um 1,5 Grad) blüht die Küchenschelle bereits lange bevor die meisten Mauerbienen schlüpfen. Das bedeutet dass viele Küchenschellen nicht befruchtet werden und viele Mauerbienen ihre Brut nicht richtig mit Nahrung versorgen können.

Die 10 Jahreszeiten der Natur

Ja, ihr habt richtig gelesen. Es sind 10 Phasen die wiederkehrend in der Natur zu erkennen sind. Beginnend mit dem Vorfrühling (Haselblüte)folgen der Erstfrühling und Vollfrühling. Diesen wiederum folgen Frühsommer, Hochsommer und Spätsommer. Der Herbst kann mit Frühherbst, Vollherbst und Spätherbst aufwarten. Nur der Winter ist und bleibt der Winter, wenn auch mit einer kürzeren Dauer.

Im Moment sind wir im Vorfrühling. Blüte der Hasel und Schneeglöckchen sind hier die Zeiger dieser Jahreszeit. Auch die Blüte der Weide, Krokus, Erle, Pestwurz sind Zeiger des Vorfrühlings. Für die Honigbienen beginnt zu dieser Zeit die sogenannte Durchlenzung. Die Bienen machen die ersten Reinigungsflüge um ihre Kotblase zu leeren und die längerlebenden Winterbienen werden nach und nach durch die (meist nur) 6 Wochen lebenden Sommerbienen ersetzt. Immer wenn es thematisch passt möchte ich euch hier die verschiedenen Jahreszeiten und deren Zeiger und Auswirkungen ein wenig näherbringen.

Weinberg und Esskastanien-Niederwald

Wer einmal sehen und erleben möchte wie unsere Altvorderen Weinberge, Streuobstwiesen und Äcker in steilste Lagen angelegt haben, dem sei die Begehung des Engelsberges in Bühlertal angeraten. Wie es dort aussieht zeigen die folgenden Bilder.

So sieht es von unten aus.

Und so wenn man mitten drin steht. Folgendes Bild: Einzelpfahlerziehung der Reben.

Das letzte Bild zeigt einen Teil des Pfades der durch den Engelsberg führt

Wer mehr über diesen kleinen Weinberg, der zu den steilsten Weinberglagen Europas gehört, erfahren will kann sich vorab online informieren: www.buehlertaeler-engelsberg.de . Die Homepage gehört dem Förderverein der sich für die Erhaltung dieses Kleinodes einsetzt. Das letzte Bild zeigt einen Teil des Esskastanien-Niederwaldes. Niederwälder sind Wälder, die in relativ kurzen Abständen immer wieder "auf den Stock gesetzt" werden. Austriebfreudige, aber dennoch als Nutzholzart wertvolle Holzarten (in diesem Fall Esskastanie) werden als Rohstoff für die im Weinberg benötigten Rebpfähle genutzt. Das bedeutet dass es sehr viele dünne Bäumchen an den Stöcken (Wurzeln) der Kastanien gibt. Lässt man diese Ausschläge ungenutzt, oder Teile des Waldes werden nicht mehr als Niederwald bewirtschaftet wird ein "richtiger" Wald daraus.

Kuriositäten am Wegesrand

Ab und zu habe ich hier schon über den unglaublichen "Überlebenswillen" der Bäume geschrieben. Dazu passen die folgenden Bilder hervorragend. Erstes Bild zeigt die ausgebildete "Stützwurzel" einer Waldkiefer (Pinus sylvestris), sie kralt sich förmlich in die Böschung. Frei nach dem Motto von Mahatma Gandhi:

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen

Und auch das nächste Foto beweist einmal mehr wie zäh ein Baum sein kann. Zäh in dem Sinne, dass er alles tut um am Leben zu bleiben. Zu sehen ist eine Esskastanie in der wohl schon vor einigen Jahren ein Blitz eingeschlagen hat. Der Baum hat es überlebt und an der offenen Wunde sieht man die Überwallung. Er versucht durch neues Holzgewebe die Wunde zu verschließen. Was können wir Menschen uns nicht alles von der Natur abschauen.

Auf dem letzten Bild ist zu sehen, wie die Wurzeln einer Kirsche den Stein, der unter ihr war, regelrecht umklammert hat.

Das Glück des Lebens besteht nicht darin, wenig oder keine Schwierigkeiten zu haben, sondern sie alle siegreich und glorreich zu überwinden. (Carl Hilty, schweizer Staatsrechtler)

Dem ist nicht viel hinzuzufügen, außer vielleicht: Bleibt mir alle gesund und haltet durch.

Bereits die Einstellung, sich weniger Sorgen zu machen, kann für mehr Freude im Leben sorgen (Ernst Ferstl)